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Metzgermeister Joachim Lederer vermittelt mithilfe einer lokalen Agentur bereits den zweiten Jahrgang indischer Metzgerlehrlinge nach Deutschland: die Bewerber seien motiviert und zielstrebig, das Projekt soll auf andere Branchen und Regionen ausgeweitet werden. Geschildert werden Pratyay Sairias Reise, seine ersten Tage in Deutschland sowie die Situation nach ein paar Wochen.

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Die Inder sind mein Kapital

Der Zoll wollte ihm schon nicht glauben, und auch der deutsche Arbeitsminister habe sich bereits verwundert gezeigt, wen er da alles angeworben hat. Wie zum Beweis spielt Joachim Lederer also ein Video auf seinem Handy ab. Es zeigt jenen Moment, in dem für viele junge Inder das Abenteuer Deutschland beginnt. Sechs Tage ist es da erst her, dass der badische Metzgermeister nachts um zwei Uhr in einen gemieteten Reisebus stieg und 318 Kilometer zum Frankfurter Flughafen zurücklegte, um die neuen Auszubildenden persönlich zu empfangen. "Das ist der Wahnsinn! Das hört gar nicht auf", sagt Lederer mit Blick auf die Szene, in der sich eine scheinbar unaufhörlich lange Menschenschlange mit ihren Rollkoffern den Weg zum Bus bahnt. "Die Bilder habe ich rumgeschickt, die gehen in die Welt. Unwahrscheinlich, gell? Dass so was funktionieren kann!"
Ganz glauben, was da vor sich geht, kann er es offenbar selbst noch nicht. Aber dann klingt er doch sehr sicher, wenn er prophezeit: In wenigen Jahren werden überall in Deutschland Inder hinter einer Metzgertheke stehen. "Punkt."
Joachim Lederer, den sie alle nur Jogi rufen, wie den Fußballweltmeistertrainer, musste immer schon kreativ werden, damit sein Betrieb überlebt. Seine Metzgerei liegt in Weil am Rhein, nahe der Grenze zur Schweiz. Basel ist einen Spaziergang entfernt. Auf der anderen Flussseite sind die Löhne deutlich höher. Eine Metzgerei nach der anderen machte in der Region dicht. Lederer blieb.
Er versucht, den Widrigkeiten etwas entgegenzusetzen, und unterstützt seine Auszubildenden finanziell bei ihren Meisterkursen, Fortbildungen, beim Führerschein. "Mir geht keiner in die Schweiz", sagt er. Lederer bildete im Laufe der Jahre auch Italiener aus, Lehrlingsabbrecher, Flüchtlinge, Behinderte, Drogensüchtige. "Und irgendwann ist sogar das weggebrochen", sagt er. Dass ihm kaum noch Bewerbungen geschickt werden, stimmt ihn nachdenklich. "Das ist ein Gesellschaftsproblem. Das sind nicht nur die Deutschen. Die Italiener, wo heute in der zweiten Generation hier sind, die sind genau gleich. Was schade ist. Den Wohlstand in unserer Gesellschaft haben nicht wir erarbeitet, den Grundstein haben unsere Eltern und Großeltern gelegt. Und wir müssen jetzt verdammt aufpassen, dass wir diesen Wohlstand nicht verlieren." Den Wunsch nach einer Viertagewoche bei vollem Lohn nennt er utopisch. Er selbst habe schon als Kind auf dem Bauernhof seines Vaters geschafft. Jeden Tag mussten sie im Stall nach dem Rechten sehen, anfänglich die Kühe noch mit der Hand melken. Nach wie vor ist ihm Freizeit fremd. "Vergeudete Zeit", sagt er, "da verliersch ja alles!" Sein persönliches Glück heißt Siebentagewoche.
Um seiner Metzgerei die Zukunft zu sichern, arbeitet Lederer mittlerweile mit einer ausländischen Vermittlungsagentur zusammen. Magic Billion heißt sie. Der Name spielt auf die Magie eines Milliardenvolks an - die Inder. Die indische Organisation bot vor einigen Jahren deutschen Branchenverbänden an, für sie Arbeitskräfte zu scouten. Das Angebot erreichte auch die Handwerkskammer Freiburg, in deren Vorstand Lederer sitzt. Der Metzgermeister war direkt begeistert. "Ich bin der Türöffner für Magic Billion in Deutschland, bin ein Pionier. Die sind ein Strohhalm für uns. Und für verrückte Sachen, für Strohhalme, da bin ich für zu haben", sagt er, und klopft zur Unterstreichung nach jedem Halbsatz auf den Stehtisch vor seinem Laden. "Ich wusste genau, wir müssen andere Wege gehen, wir müssen in die Zukunft schauen."
Und so machen seit 2022 die ersten Inder bei ihm eine Ausbildung. "Ich brauche keinen Porsche. Die sind mein Kapital", sagt Lederer über die südasiatischen Auszubildenden. "Das sind alles meine Kinder." Mittlerweile ist schon der zweite Jahrgang da, die Neuen lernen von den Alten.
Einer der Inder, die vor Kurzem Lederers alemannischem Lockruf gefolgt sind, heißt Pratyay Sairia. In der Woche zuvor, es ist Mitte September, wartet er mit anderen Landsleuten im dichten Treiben des Flughafens von Neu Delhi auf seinen Abflug nach Deutschland, schon bald soll für die Auswanderer dort ihre Ausbildung in verschiedenen Betrieben beginnen. Es ist ein Bild des Abschieds. Die jungen Inder fallen ihren Freunden und Familienmitgliedern in die Arme, machen Selfies und nehmen Videos auf. Letzte Tipps für die Reise und Telefonnummern werden ausgetauscht. Eine Mitarbeiterin der Agentur Magic Billion, die den jungen Indern auf ihrem Sprung ins Ausland hilft, malt zum Abschied einen rituellen roten Punkt auf die Stirn eines Abreisenden. Ein junger Mann bekommt von seiner Familie eine Torte übergeben. Er klaubt mit den Fingern mehrere Klumpen heraus und steckt sie seinen Freunden direkt in den Mund. "Ich liebe dich!", sagt einer im Scherz auf Deutsch zu seinem Kumpel.
Pratyay Sairia steht mit seinen Eltern etwas abseits der Gruppe. Von seiner Statur her überragt er seine Mutter und seinen Vater deutlich. Der 22 Jahre alte Inder gibt zu, dass er aufgeregt ist. In nur vier Tagen beginnt seine Ausbildung in der Metzgerei Lederer. Er tauscht damit sein Leben in der 32-Millionen-Metropole Neu Delhi gegen eines in der 30.000-Einwohner-Stadt Weil am Rhein. "Ich habe auf diesen Moment ein Jahr gewartet", sagt Sairia in einem noch etwas holprigen Deutsch. Seinen ersten Kontakt mit dem neuen Chef hatte er per Videoschalte. Etwa zehn Minuten sprachen sie, da noch auf Englisch, miteinander. Dann hob Lederer seinen Daumen. Binnen weniger Monate musste Sairia am Goethe-Institut Deutsch lernen, Bewerbungsgespräche führen und das Visum organisieren.
Auf den ersten Blick entspricht der Brillenträger mehr dem Typus Akademiker als dem eines Fleischerlehrlings. "Ich glaube, er wäre eher als Professor geeignet", sagt auch sein Vater, der als Geologe für ein staatliches Öl- und Gasunternehmen arbeitet. Sohn Pratyay aber will keine akademische Laufbahn einschlagen, er interessiert sich vielmehr für die Verarbeitung von Nahrungsmitteln. In der indischen Hauptstadt hat er ein Bachelorstudium in Lebensmitteltechnik hinter sich. Nun hofft er, in Deutschland Praxiserfahrung zu sammeln. "Heutzutage müssen wir viel lernen, um erfolgreich zu sein", sagt Sairia. Der Arbeitsmarkt in seiner Heimat sei für viele junge Leute schwierig. Indien hat zu viele Fachkräfte, da trifft es sich gut, dass Deutschland zu wenig von ihnen hat.
In Weil am Rhein will der junge Inder sein Gepäck gar nicht erst auspacken, sondern sofort seinen neuen Wohnort erkunden. Die Koffer sind mit Kleidung gefüllt, im Rucksack trägt er einen Laptop und etwas indisches Geld mit sich. "Mein Vater hat gesagt, ich soll vorsichtig sein, weil ich Geld dabeihabe. Normalerweise benutze ich kein Bargeld", sagt Sairia. Die Digitalisierung auch alltäglicher Transaktionen ist eine von vielen Dingen, die in Indien anders sind als in Deutschland.
Dann macht sich Sairia auf zum Check-in. Seine Eltern wird er wohl erst in zwei Jahren wiedersehen, wenn sie ihm einen Besuch abstatten. Der Abschied fällt verhalten aus. Die Mutter streichelt ihren Sohn von hinten mit der Hand über die Schulter. Die Eltern filmen mit ihren Handys, während ihr Sohn die letzten Meter in das Terminalgebäude läuft. Zunächst weiß er nicht, wo er hingehen soll. Nach einigen ziellosen Runden findet er seinen Schalter. Dort stehen auch schon andere aus der Gruppe indischer Auszubildender.
Am nächsten Tag steigt Sairia mit den anderen Auswanderern in Frankfurt aus dem Flieger. Lederer fährt sie nach Südbaden, wo die Auszubildenden an ihre Betriebe verteilt werden. Viel weiß Sairia zu diesem Zeitpunkt noch nicht von seiner neuen Heimat. Dass die Deutschen gern Wurst und Sauerkraut essen, hat er gelesen. Dass Deutschland einen Kanzler hat und der Scholz heißt, auch. Ansonsten hätten die Deutschen den Ruf, gut im Sport, aber auch unnahbar zu sein. "Ich habe gehört, dass es nicht so einfach ist, deutsche Leute kennenzulernen", sagt Sairia wenige Tage nach seiner Ankunft. "Im Internet sagen die Leute, dass die Deutschen nicht freundlich sind. Aber das ist mir egal. Wenn ich vor mein Haus gehe, sagen viele Leute: Hallo, wie geht's? Es gibt viele freundliche Leute hier. Aber es ist vielleicht etwas anderes, einen besten Freund zu finden." Mit ein paar Ukrainern habe er schon im Park Tischtennis gespielt.
Jetzt ist Sairias erste Woche in der Metzgerei angebrochen. Am Anfang, sagt sein Chef Lederer, heiße es für die Neuen erst einmal: ankommen, umschauen, anschauen. Danach gehe es dann "ratzfatz". Es ist ein früher Spätsommermorgen. Die Verkaufstheke ist reich gefüllt, Schweineniere, Hackfleisch, Gulasch, Spickbraten, Wurst - es gibt nichts, was es nicht gibt. Auf einer schwarzen Kreidetafel stehen die Angebote des Monats: Schnitzelbrötchen für drei Euro, Frikadellenbrötchen für 1,50 Euro. Am Mittag werden die Kunden bis zur Straße hin Schlange stehen.
Hinter Klapptüren liegt die Küche, in der schon reges Treiben herrscht. Sairia wird gerade von einer Abzubildenden angelernt, die es im Jahr zuvor aus Indien hierher verschlagen hat. Ein Messer darf Sairia heute noch nicht in die Hand nehmen, sicher ist sicher. An seinem ersten Tag, erzählt er, hat er zum ersten Mal Frikadellen gemacht, also Fleisch mit den Händen vermischt, es mit der Maschine gestampft, in den Ofen geschoben und in die Kammer gebracht. Heute heißt es für ihn zunächst: Tomaten-Mozzarella-Teller fürs Catering anrichten. Bedacht schneidet Sairia die Tomaten und stapelt die Scheiben dann behutsam und fein säuberlich. Nach und nach legt er die Scheiben und Mozzarellakügelchen der Reihe nach auf den Teller. In ein paar Wochen wird jeder Handgriff schneller sitzen. Aber noch ist eben alles neu.
Eine deutsche Kollegin blickt Sairia über die Schulter. "Immer mit beiden Händen arbeiten", sagt sie, streckt zwei Finger in die Luft und wiederholt sich: "Immer zwei Finger." Sairia sagt: "Danke." Später wird er von der Kollegin beim Abtrocknen ermahnt: "Das ist kein Geschirrtuch, das ist ein Lumpen." Auch da sagt Sairia wieder: "Danke." Die knappe, höfliche Antwort liegt nicht nur an fehlender Deutschkenntnis. "Inder sind sehr schüchtern", sagt Sairia später. Und er selbst sei ohnehin sehr introvertiert.
Sairia ist Hindu. Die Arbeit in einer Metzgerei sei für ihn aber kein Problem. "Normalerweise esse ich nur Hühnchen. Wenn ich mit Rind und Schweinefleisch arbeite, wasche ich mir die Hände, das genügt." Ein indischer Kollege fragt ihn, ob er schon Wein probiert habe. Oder Bier oder Sekt? Hat er nicht. Sairia schaut dem Kollegen zu, wie er im Eiltempo Fleisch zerteilt und mariniert. Später darf er selbst Geflügelfleisch marinieren. Kurz vor dem Feierabend bringt der Chef noch ein Stück Fleisch, das Sairias Kollege bearbeiten soll. "Das ist Reh", sagt Lederer - "Bambi."
Junge Leute in Arbeit zu bringen, das, sagt Lederer, sei seine Erfüllung. "Ich habe selbst nur einen Sohn. Der ist Einstein, der ist Professor für Physik, der hatte alles Maximalpunktzahl", sagt der Metzgermeister. Schon früh sei klar gewesen, dass sein Sohn den Laden nicht übernehmen wird. "Der war mit 27 schon Professor in Berkeley. Und ich halte jede Woche ein, zwei Vorträge über Motivation und Begeisterung. Und wenn man mich fragt nach meinen Vorbildern, sage ich: Mein Idol ist mein Sohn. Der hat mit zehn gesagt, was er machen will, und hat das gnadenlos durchgezogen."
Als Nachfolger für seinen Betrieb hat Lederer schon einen Italiener ausgewählt, den er vor Jahren ausgebildet hat. Und es würde ihn nicht wundern, wenn in ein paar Jahren die ersten Inder Metzgereien übernähmen. Von deren Arbeitsmoral ist er begeistert. Ein britischer Reporter habe ihm mal erzählt, in Großbritannien seien 40 Prozent der Führungspositionen mit indischstämmigen Leuten besetzt. Man schaue sich nur den Bürgermeister von London an oder den Premierminister. "Die Inder haben ein Ziel, die wollen weiterkommen", sagt Lederer. Das beobachte er auch bei seinen Auszubildenden. "Die fragen jetzt schon, was kommt nach der Lehre, wie komme ich weiter. Da steckt eine Motivation, eine Aufbruchstimmung dahinter, die kann man sich wirklich nicht vorstellen." Auch Pratyay Sairia sagt: "Für mich ist Arbeit wichtig. Wichtiger als alles." Manche Leute sagten sogar, dass Arbeit ihre Religion sei, das sehe er aber nicht so.
5000 Euro müssen Sairia und seine Landsleute an die Vermittlungsagentur Magic Billion zahlen. Ein hoher Preis für ihren German Dream. Viel sparen können sie in Deutschland während der Ausbildung auch nicht. Sairia, der die Vermittlungsgebühr von seinen Eltern bekommen hat, kommt in Weil am Rhein in einer Wohnung unter, die Lederer besorgt hat. Drei Mitbewohner hat er nun, mit einem muss er sich das Zimmer teilen. Die Miete: 300 Euro. Sein Monatslohn im ersten Jahr: 940 Euro. Immerhin den Flugpreis hat Lederer übernommen. Und noch einmal 1500 Euro will der Chef seinen Auszubildenden zahlen, wenn sie die Ausbildung erfolgreich abschließen.
Trotz der hohen Summe, die Magic Billion verlangt, sei das Interesse immens, die Bewerberzahlen hoch. "Das Projekt wird Wellen schlagen", sagt Lederer. Es kämen bald sicherlich noch andere Branchen hinzu, schließlich suchten nicht nur Metzgereien Personal. Das Projekt werde jetzt auf Baden-Württemberg ausgedehnt, später wohl auf ganz Deutschland. Auf die Politik warten wollte Lederer nicht mehr. "Da bin ich ein bisschen bös auf unseren Bundeskanzler. Die Politiker reden nur, die machen nichts", sagt er. "Einfach nur Geplapper, Geplapper." Auch Arbeitsminister Hubertus Heil sei schon in Indien gewesen und auf das Projekt aufmerksam geworden. Heil sei überrascht gewesen, wie schnell das alles anlaufe. "Da hab ich gesagt: Wir reden nicht, wir machen", sagt Lederer. "Hätte ich auf die Politik gewartet, wäre in fünf Jahren noch kein junger Inder da." Der indische Konsul habe sich auch schon bei ihm bedankt. Früher habe sich die Welt in Indien bedient und die Arbeitskräfte ausgebeutet, habe der ihm erzählt. Die Deutschen aber machten nun Fachkräfte aus ihnen, davon könne Indien noch profitieren, wenn ein paar der Auswanderer eines Tages zurückkehrten.
Ein paar Monate später, es ist Winter geworden, ein zweites Treffen mit Sairia. Der junge Inder kommt mit dem Fahrrad, das ihm sein Chef besorgt hat. Das sei phantastisch, er könne überall damit hinfahren. In Neu Delhi sei Radfahren viel zu gefährlich. Neulich aber sei er gestürzt, als Regentropfen auf seiner Brille ihm die Sicht versperrten. Er fuhr unglücklich gegen einen Bordstein, stürzte und fiel auf die Knie. Gebrochen hat er sich aber nichts, nur einen Tag setzte er aus, in der Metzgerei brauche er ja nur seine Hände. Mittlerweile, erzählt er, könne er schon mehr machen. 70 Kilogramm Fleisch habe er mit einem Kollegen zu Frikadellen verarbeitet. Mittags koche er manchmal für die Kunden Gulasch und Geschnetzeltes. Auch das Messer dürfe er mittlerweile anfassen und damit Fleisch schneiden. In der Berufsschule lerne er viel über Mikroorganismen, Hygieneregeln und auch über Wirtschaft. "Das ist sehr, sehr interessant", sagt er. "Ich kann mich nur über ein Ding beschweren. Dass wir jeden Tag zehn Stunden in der Metzgerei bleiben müssen. Wenn ich zurück nach Hause gehe, bin ich immer müde. Wenn ich Abendessen koche, bleibt keine Zeit mehr übrig." Und an den Wochenenden lerne er für die Berufsschule.
Ansonsten aber ist er nach wie vor zufrieden, auch mit seinem neuen Wohnort, Weil am Rhein. "Ich mag, dass es nicht so groß oder klein ist. Wir haben alles hier." Gern gehe er zu einer Wiese neben dem Fluss oder in den Tierpark. Sairia erzählt auch von seinem ersten Ausflug in Deutschland, als er eine Freundin in Leipzig besucht hat. "Ich habe das alles allein geschafft. That was a big thing", sagt er und wechselt kurz ins Englische. Zum ersten Mal konnte er sich selbst etwas leisten und musste nicht seine Eltern um Geld bitten. Im Tischtennisverein hat er auch schon mal vorbeigeschaut, deutsche Freunde aber noch nicht gefunden. Auch eine Freundin noch nicht. Aber dafür sei noch viel Zeit. "Ich mache mir keinen Druck. Es ist besser, jetzt Single zu sein und erst mal die Kultur hier zu verstehen. Selbst wenn ich jetzt eine Freundin hätte, könnte ich ihr keinen Kaffee ausgeben. Jetzt ist Arbeit und Lernen wichtig, die anderen Dinge können warten."
Große Pläne hat er vorerst nicht. "Ich habe nur einen Traum für die Zukunft. Ich möchte einen großen Reisewagen kaufen und mit diesem Urlaub machen." Auch wenn er manchmal Indien vermisst, steht für ihn fest, auf Dauer hierbleiben zu wollen. "Das Leben hier ist viel besser", sagt er. Und wer weiß, wenn alles klappe, dann könne er sich eines Tages für den deutschen Pass bewerben.

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